3.1. Wie vermeidet man Soldatische
Neurosen?
Um Neurosen erfolgreich therapieren zu können, sollte man möglichst
selbst von ihnen frei sein. Deshalb befasst sich der Erste Teil des Therapiekapitels auch zunächst mit der Frage, was man tun kann, um sie
zu vermeiden. Im Folgenden sind die wichtigsten Ratschläge aufgelistet,
die dazu angetan sind, möglichst neurosefrei durch ein Soldatenleben
zu kommen.
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Am Besten, Sie versuchen, gar nicht erst Soldat zu werden. Machen Sie
das aber nicht auf dem Weg über die Wehrdienstverweigerung. Wenn Sie
damit scheitern, sind Sie für alle Zeiten als Neurotiker abgestempelt.
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Halten Sie in Ihrem Bekanntenkreis bereits existierende Soldaten unter strenger
Quarantäne, vermeiden Sie Körper- und Blickkontakt, lassen Sie sich
nie in Diskussionen um Äußere Sicherheit und Feindbild ein. Dies
alles sind Infektionswege!
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Lesen Sie ein Buch mit Soldatenwitzen, zweckmäßigerweise
eines, das von einem Soldaten stammt. Es wird Ihnen jede Lust an Experimenten
nehmen!
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Stellen Sie sich im Geiste einen Obristen in langen Unterhosen vor! (versuchen
Sie dasselbe nie mit einem Hauptfedswebel unter der Dusche. Was ein rechter
Hauptfeldwebel ist, der hat sich seine Dienstgradabzeichen auf die Schulter
tätowieren lassen und bleibt, nackt oder nicht, immer ein Hauptfeldwebel)
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Wenn das alles nichts nützt und Sie doch zu den Fahnen gerufen werden,
lassen Sie sich impfen, am Besten gegen Encephalitis
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Denken Sie nicht! Auch dann nicht, wenn Sie wider erwarten dazu aufgefordert
werden sollten! Der Kopf des Soldaten soll lediglich verhindern, dass
es in den Hals hineinregnet!
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Stellen Sie sich jeden Morgen zehn Minuten vor den Spiegel und üben
Sie die wichtigste militärische Redewendung: "Jawoll, Herr Hauptmann!"
Bemühen Sie sich dabei, ein Grinsen zu unterdrücken!
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Widersprechen Sie nicht! Widersprüche sind eine Art Bumerang, die bei
der Rückkehr Neurose-Viren übertragen.
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Suchen Sie sich eine Vertrauensperson, auf deren Couch Sie sich gelegentlich
ausweinen können. zweckmäßigerweise die Schreibkraft des
Chefs)
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Besorgen Sie sich rechtzeitig die Adresse eines guten Psychiaters oder
Psychologen. Verabreden Sie täglich einen Termin unmittelbar nach
Dienstschluss.
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Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Umwelt versteht Sie nicht, seine Sie
unbesorgt, das ist völlig normal
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Wenn Sie infolge der vielen Sitzungen beim Psychologen pleite sind, werden
Sie Zeit- oder noch besser, Berufssoldat. Das macht zwar neurotisch, aber
die Aussicht auf ein regelmäßiges Gehalt, eine ordentliche Pension
oder ggf. eine dicke Abfindung verschafft Ihnen jede Menge Kredit bei Ihrer
Bank für weitere Sitzungen beim Psychologen.
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Wenn Sie es vermeiden können, heiraten Sie nicht! Wenn Sie es nicht
vermeiden können, heiraten Sie die Schreibkraft Ihres Chefs. Die weiß
zu viel von Ihnen und könnte es gegen Sie verwenden, falls Sie eine
Andere nehmen! Damit sie Sie im Bedarfsfalle erhört, machen Sie ihr
rechtzeitig kleine Geschenke wie Pelze, Schmuck, Auto etc.
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Seien Sie Rücksichtsvoll gegenüber anderen Neurotikern, das
könnte sich auszahlen, wenn Sie selbst befallen werden!
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Wenn Sie das Gefühl haben, die Neurose hätte Sie gepackt, sind Sie
noch völlig gesund! Neurotiker merken nichts!
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Wenn Sie nichts mehr merken, erschießen Sie sich nicht gleich! Rechnen
Sie zuerst die Witwenpension für die ehemalige Chefsekretärin aus!
Stellen Sie Ihre Sitzungen beim Psychologen ein und tilgen Sie ihren Kredit
bei der Bank. Danach könne Sie sich das mit dem Erschießen immer
noch überlegen! Tarnen Sie es geschickt als Unfall! Ein Unfall hebt
Ihr posthumes Ansehen ungemein!
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Wenn Sie zum Erschießen nicht den Mut haben, ergeben Sie sich in Ihr
Schicksal und ruinieren Sie sich! Lassen Sie sich von der Chefsekretärin
scheiden! Der nächste Neurotiker wartet schon auf die Dame!
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Weisen Sie Ihre Umgebung rechtzeitig in Ihre Notfallbehandlung ein! Anweisungen
dafür entnehmen Sie dem übernächsten Kapitel.
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