Samstag, 27. April
Sie waren am Vortag relativ spät aus Brest zurückgekommen, und um seinen neuen Assistenten nicht zu vergrämen, hatte Kommissar Berteau dessen Einladung angenommen und im "Eisbein mit Sauerkraut" noch ein kleines Abendessen zu sich genommen.
Nachdem Berteau wußte, daß Berger von seinem ursprünglichen Schichtplan her das Wochenende eigentlich frei hatte, verzichtete er für zwei Tage auf dessen Präsenz. Sie vereinbarten aber, daß Berger bei seinen Eltern hinterließ, wo er jeweils für den Notfall zu erreichen wäre.
Berteau betrat an diesem Samstag das Commissariat gegen neun Uhr, die ausgeliehene Heiligenstatue unter den Arm geklemmt. Der diensthabende Beamte an der Pforte drückte ihm zwei Umschläge mit Kurierpost in die Hand, die man am Vortag noch für ihn abgegeben hatte. Der eine kam aus Paris und mochte die über Minitel angeforderten Daten enthalten, der andere aus Brest. Berteau pfiff anerkennend durch die Zähne. Inspecteur Forget schien ja ein richtiges Arbeitstier zu sein, jedenfalls dann, wenn der Umschlag die gestern erst angeforderten Informationen enthielt.
In seinem Bureau angekommen warf er die Umschläge auf den Tisch, deponierte die Statue dekorativ in die Ecke beim Fenster und setzte Bergers Kaffeemaschine in Gang. Andächtig sah er zu, wie die braune Brühe in die Glaskanne tropfte und liess sich dabei auch nicht durch die junge Beamtin stören, die zwischendurch den Raum betrat, um ihm eine schriftliche Notiz zu überreichen. Er hob lediglich dankend die Hand und steckte das Schriftstück achtlos in die Tasche seiner Jacke.
Den Vormittag verbrachte er mit dem Studium seiner Post. Der Umschlag aus Paris enthielt tatsächlich die Informationen über Kasurintin le Breton, den Fälscher, so wie er sie schon vom Minitel abgelesen hatte. Ganz unten im Stapel fand er eine handschriftliche Notiz von Alphonse Leroux, die er schmunzelnd las:
"Mon Ami,
gelegentlich sollten Sie sich vielleicht doch im Gebrauch moderner Informationstechnik ausbilden lassen, das würde uns allen Zeit und Portokosten ersparen.
Wie ich sehe, haben Sie plötzlich wieder Interesse an Ihrem früheren Lieblingskriminellen bekommen. Ich muß Sie aber enttäuschen, derzeit liegt nichts Aktuelles gegen ihn vor. Was da vor seinem Verschwinden noch gegen ihn vorlag, ist mittlerweile verjährt.
Mir ist übrigens nicht klar, warum der Gute so lange als verschollen galt! Verschiedene Leute müssen da fürchterlich geschlafen haben. Ich habe gestern aus bloßer Neugier bei der Steuerbehörde nachgefragt und festgestellt, daß unser Freund treu und brav all die Jahre unter seinem richtigen Namen Steuererklärungen abgegeben hat, ohne daß es uns aufgefallen wäre.
Tun Sie mir also einen Gefallen, wenn sie tatsächlich Le Breton aufgetrieben haben sollten: Verlieren Sie nicht aus alter Freundschaft den Fall aus den Augen, wegen dem Sie in der Provinz sind!
Ihr
Alphonse L."
Berteau knurrte etwas Unverständliches vor sich hin und öffnete den zweiten Umschlag. Er enthielt die Liste der gefährdeten Kirchen und Kapellen, sowie die Kopie des Katalogs der bisher gestohlenen Gegenstände. Dem Kommissar fiel erst jetzt auf, daß er diese Unterlage gestern in Brest hatte liegenlassen.
" Guter, alter Forget," murmelte er, " ich hoffe, ich kann mich da irgendwie revanchieren."
Forgets Liste umfaßte 121 mögliche Objekte, und beim Studium der Karte sah Berteau ein, daß diese unmöglich prophylaktisch zu überwachen waren. Wollte er hier etwas erreichen, so mußte er sich schon allzusehr auf den Zufall verlassen.
Jetzt fehlten ihm noch die Informationen über eventuelle frühere Kirchendiebstähle. Er wollte schon zum Telephon greifen, um bei der Poststelle nachzufragen, als ihm die Notiz einfiel, die ihm vor mehr als zwei Stunden die Kollegin überreicht hatte.
Er zog das Papier aus der Tasche. Es war ein Fax der Polizei-EDV-Zentrale in Rennes. Man war unglücklich, aber ein Kollege hatte im Computer pünktlich zum Wochenende einen Programmabsturz bewirkt, und der Administrator, der in der Lage war, das Problem zu beheben, sei nicht vor Montag erreichbar. Der Zugriff auf sämtlichen Datenbänke sei gesperrt. Es sei alles ungeheuer peinlich, aber man müsse sich bis Montag abend gedulden.
Unten auf dem Fax war ein kurzer , handschriftlicher Zusatz, der vor der Sendung noch angebracht worden war:
C´est la vie, Kollege Berteau,
Zufällig habe ich diesen Fax-Entwurf vor der Sendung gesehen. Wenn Sie es eiliger haben, empfehle ich Ihnen, Yves de Kergac zu interviewen. Vor vier Jahren gab es mal eine Einbruchsserie im Departement Morbihan, bei der sich der Maître den Kopf angestoßen hat.
Wenn Sie aus seinem Geschwätz das Richtige herausfiltern, kann er informativer sein,als unsere Datenbank.
Moreau
Berteau stöhnte. Irgendwie kam er sich vor, wie eine Schachfigur, die von einem imaginären Spieler auf einem Brett hin- und hergeschoben wurde. Dabei fand er die Züge nicht einmal besonders sinnvoll. Der Spieler mochte ein Problem mit seinem Gegner haben.
Der Kommissar brütete eine Stunde lang dumpf vor sich hin und kam dabei lediglich zu dem Ergebnis, daß es Zeit wurde, Essen zu gehen. Er verstaute die Heiligenfigur im Unterschrank seines Schreibtischs und verschloß diesen.
Er war so in Gedanken versunken, daß er erst bemerkte, daß er sich ausgerechnet in einem italienischen Ristorante niedergelassen hatte, als ihn der Ober nach seinen Wünschen fragte. Berteau haßte Pastagerichte, aber er mochte den Kellner nicht damit vor den Kopf stoßen, daß er wieder ging. So bestellte er gottergeben eine Pizza Calzone und einen leichten Rose und verließ das Lokal eine halbe Stunde später im Wesentlichen ungesättigt.
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Monsieur Ebenezer Browning lebte in St.Brieuc. Er war während des Krieges mit englischen Truppen nach Frankreich gekommen und wegen der Liebe nach deren Abzug dort hängen geblieben. Monsieur Browning hatte in St.Brieuc vierzig Jahre einen Im- und Exporthandel mit exotischen Gewürzen betrieben und hatte es zu bescheidenem Wohlstand gebracht.
Er war jetzt knapp über siebzig. Altershalber hatte er vor einigen Jahren sein Geschäft aufgegeben und lebte jetzt von seinen Ersparnissen. Die Bretonen hatten ihn im Laufe der Jahre zwar akzeptiert, war er doch, wie sie als Walliser keltischer Herkunft. Dennoch blieb das Verhältnis zwischen den Einheimischen und ihm verhältnismäßig unterkühlt, denn letztlich war er halt doch ein Brite.
Ebenezer Browning hatte im Laufe der mehr als vierzig Jahre diesen Umstand kultiviert und gab sich ungeheuer britisch. Wenn er ausging, so geschah das stets im dunklen Einreiher, stets trug er einen Stockschirm bei sich und stets bedeckte ein steifer Bowler-Hat sein mittlerweile schütteres, graues Haar. Obwohl er sie eigentlich nicht brauchte, trug er eine Hornbrille, die mit ihrem dicken, dunklen Rand einen eigenartigen Kontrast zu seinen buschigen, grauen Augenbrauen abgab. Wenn er das Jackett öffnete, konnte man eine dicke, goldene Uhrkette erkennen, die in der Tasche seiner Weste verschwand. Seine ehemaligen Kunden wußten, daß an deren Ende eine wertvolle alte Taschenuhr hing, ein altes Erbstück und sein ganzer Stolz.
Browning sprach, ganz Brite, nasal und geschraubt, er hatte es gern, wenn man ihn "Sir" nannte. Seine Nachbarn akzeptierten seine Schrullen, und so war er in weitem Umkreis um seine Wohnung als "Sir Ebenezer" bekannt.
An diesem Samstag war "Sir Ebenezer" mit seiner Frau für das Wochenende zum Einkaufen in einen Supermarkt am Stadtrand gefahren. An der Fleischtheke gab es einen kleinen Stau, und so konnte es geschehen, daß Browning scheinbar versehentlich von einem jungen Mann angerempelt wurde, der dabei auch noch einen Stapel Konserven umwarf.
Dem jungen Mann schien die Situation peinlich zu sein, besonders als Ebenezer Browning mit drohend erhobenem Schirm darauf bestand, daß er persönlich den Dosenstapel wieder aufrichtete und die alte Ordnung wiederherstellte.
Mit hochrotem Kopf kam er der Aufforderung nach, und der Alte überwachte die Arbeit penibel. Danach verschwand der junge Mann zwischen den Regalen.
An der Kasse stellte Browning den Verlust seiner Brieftasche und seiner Taschenuhr fest. Ebenezer bedauerte, daß er nicht die Gelegenheit benutzt hatte, dem Rüpel eines mit dem Schirm überzuziehen.
Den Verlust seiner Barschaft verschmerzte Browning, auch die Tatsache, daß seine Ausweispapiere und seine Wagenschlüssel mit verschwunden waren. Er trug selten mehr, als achthundert oder tausend FF Bares bei sich, und Schecks oder Kreditkarten verabscheute er. Das mit dem Einkauf war kein Problem. Er kannte den Marktleiter, und der räumte ihm den nötigen Kredit ein. Einen neuen Ausweis konnte man beantragen, und seinen alten Morris, dessen war Browning sich sicher, würde der Dieb bestimmt nicht anrühren, bekam er ihn erst einmal zu Gesicht.
Was ihn wurmte, war, daß der Dieb sich an seiner Taschenuhr vergriffen hatte. Dem alten Mann war, als hätte man ihm ein Stück seiner Seele geraubt. So bestand er darauf, daß der Marktleiter die Polizei herbeiholte und ein Protokoll aufgenommen wurde.
Auch wenn Ebenezer von dem mutmaßlichen Dieb eine recht gute Beschreibung abliefern konnte, so machten ihm die Beamten der Gendarmerie keine großen Hoffnungen. Empört ließen sich M et Mme Browning von einem Taxi nach Hause fahren, nachdem er sich vom Marktleiter den dafür erforderlichen Betrag ausgeliehen hatte.
"Sir Ebenezer" war entschlossen, die Angelegenheit nicht auf sich beruhen zu lassen. Die Uhr mußte wieder her, koste es ,was es wolle.
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Gegen fünfzehn Uhr betrat Berteau die Galerie du Midi. Wenn er sich jetzt eine Stunde ungestörten Kunstgenuß vorgenommen hatte, so sah er sich für heute neuerlich enttäuscht.
Mehrere Leute waren dabei, die Bilder, die noch an der Wand hingen, abzunehmen und zu verpacken. Ein südländisch aussehender junger Mann mit sehr breitem Scheitel und grämlichem Gesicht gab Anweisungen.
Von einem halb abgerissenen Plakat an der Glastür des vorderen Ausstellungsraumes starrte Berteau dasselbe Gesicht entgegen, und dieser entnahm dem Aushang, daß es sich bei dem jungen Mann um Ali Alamalachen, den Künstler persönlich handeln mußte.
Der sah in Berteau wohl einen unverhofften und späten Kunden. Seine Gesichtszüge glätteten sich augenblicklich und er steuerte mit strahlender Mine auf den Kommissar zu, um diesen nach seinen Wünschen zu fragen. Dieser brauchte einige Minuten und die Zuhilfenahme seines Dienstausweises, um dem aufdringlichen Künstler mit dem unaussprechlich afrikanischen Namen klar zu machen, daß er hier wäre, um die Galeristin zu sprechen und nicht, um Bilder zu kaufen.
Der grämliche Ausdruck kehrte in das Gesicht des Malers zurück und dieser an seine Arbeit.
Madame war gerade in den als Hundesalon benutzten Nebenräumen mit Maniküre an einem jener Hunde beschäftigt, von denen man immer den Eindruck hat, sie wären mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand gerast und hätten sich die Visage verbogen. Sie bat also um etwas Geduld, und auch wenn Berteau diese eigentlich heute nicht hatte, so belehrte ihn das ungnädige Grollen des Rüden eines Besseren.
So besichtigte er die Reste der sich im Abbau befindlichen Ausstellung. Der Künstler war nicht
schlecht, vielleicht stilistisch nicht ganz mit sich im Reinen. Aus den teilweise noch vorhandenen Preisschildchen entnahm der Kommissar allerdings, daß sich der Maler weit überschätzte.
Ihm war klar, daß die Ausstellung für den Nordafrikaner kein Geschäft gewesen sein konnte. Wahrscheinlich hatte er sogar kräftig draufgezahlt. Berteau wußte, daß die meisten Galeristen nicht auf eigenes Risiko ausstellten, sondern von den Künstlern saftige Kautionen zur Deckung ihrer Kosten verlangten. Vermutlich war der beleidigte Gesichtsausdruck des Malers ein Maßstab für den Geschäftserfolg.
Madame ließ eine knappe Viertelstunde auf sich warten, dann bat sie ihn in ihr kleines Büro. Ihre Frisur schien ein wenig zerzaust und ihren linken Handrücken zierte ein frisches Pflaster. Offensichtlich war ihr letzter Kunde nicht nur gegenüber dem Besucher ungnädig gewesen.
Die Frau bot dem Kommissar einen Cognac an, und dieser nahm dankbar an. Er hatte noch immer einen Geschmack nach Pappe vom Pizzabodens im Hals und war zu allem bereit, um diesen loszuwerden.
Marie-Thérèse le Breton goß zwei Gläser deutlich über den Eichstrich voll, schob dem Kriminalbeamten das eine hin und kippte das ihrige auf einen Zug hinunter. Sie zeigte entschuldigend auf ihre linke Hand und sagte: "Es ist wohl besser, man desinfiziert so etwas gleich von außen und innen. Chéri", sie meinte wohl den Hund, " war heute nicht besonders gut drauf! Ich frage mich manchmal, mit welchem Recht Hundebesitzer zu solchen Namen greifen dürfen, "knurrte sie dann noch ungnädig.
Sie setzten sich und Berteau wärmte seinen Cognacschwenker in der hohlen Hand. Er hatte bisher nur daran genippt. Der Stoff war gut, aber eine Spur zu kalt. Die Galeristin sah ihn fragend an: "Was führt Sie zu mir, Monsieur le Commissaire?"
"Madame, ich trete mit den verschwundenen alten Meistern ziemlich auf der Stelle", gab Berteau unumwunden zu, "Ich muß versuchen, mir einen Background zu schaffen, um einen Ansatzpunkt zu finden. Und so puzzle ich derzeit alle möglichen und unmöglichen Informationen zusammen.
Was ich im Moment nicht verstehen kann, ist die Tatsache, daß zwei der Bilder, die ich suche, vor ihrem Verkauf und vor ihrem Verschwinden hier bei Ihnen ausgestellt waren. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber die Bilder waren immerhin von solchem Wert, daß man vermutet hätte daß sie in einer großen Galerie in Paris oder doch wenigstens in Nantes oder Rennes angeboten würden. Oder daß sie bei Sotherby zur Auktion kommen.
Aus Ihrer Nebenbeschäftigung", er deutete auf ihre verletzte Hand, " entnehme ich, daß Sie von der Galerie allein nicht existieren können. Deshalb muß doch die Ausstellung solch wertvoller Werke ein ziemliches Risiko für Sie darstellen.?"
Die Galeristin lachte: " Im Prinzip haben Sie recht, Monsieur. Aber beachten Sie folgende Tatsache: Im Vergleich zu meiner Konkurrenz hier in der Provinz habe ich hier allererste Lage. Und mein Kompagnon und Ehemann ist nicht nur ein potenter Geldgeber, sondern auch gelegentlich aufs Prestige bedacht.
So kann ich mir schon von Zeit eine Dali-Retrospektive oder in Kommission ein Dutzend Monets oder so leisten. Ich habe hier auch keine der hierzulande üblichen Kneipen-Hinterzimmer-Galerien, sondern" sie zeigte auf zwei Monitore, auf denen die Betriebsamkeit in den Ausstellungsräumen zu sehen war, " ein recht gutes Sicherheitssystem.
Die beiden Bilder, die Sie suchen, waren damals Teil einer Ausstellung von über dreißig Bildern unbekannter Bretonischer Meister und die Veranstaltung war mit über fünf Millionen Francs versichert. Und ich versichere Ihnen, bisher ist nichts von größerem Wert aus meinen Räumen verschwunden.
Daß die Bilder hier hingen, habe ich im Grunde den Beziehungen meines Mannes zu verdanken. Er kennt die Besitzer und kungelt mit ihnen. Die ganze Ausstellung fand damals nur statt, zu dem Zweck, diese bewußten zwei Bilder zu verkaufen. Der Vorbesitzer, Monsieur St. Claire, hat sie selbst vor fünfzehn Jahren von einem der zahlreichen verarmten Landadeligen in der Gegend erworben, sozusagen als Kapitalanlage. Und jetzt hatte er sich mit seiner Firma übernommen und brauchte Geld. Nun ja, der Club meines Mannes hat dann Wert und Wirkung der Objekte durch die Gesamtveranstaltung deutlich angehoben."
Berteau zog die Brauen zusammen: " Wollen Sie damit andeuten, daß aus der ganzen Ausstellung von dreißig Werken nur diese beiden zum Verkauf standen und auch tatsächlich verkauft wurden?"
Madame nickte: " Das ist so. Es ging eigentlich nur darum, einen reichen, aber ahnungslosen Kunden für die Bilder als einmalige Gelegenheit zu interessieren. Deshalb waren alle achtundzwanzig anderen im Katalog mit Phantasiepreisen ausgezeichnet, und als Mister Meyers aus Philadelphia hier aufkreuzte, steckten an achtundzwanzig Rahmen ein diskretes Schild mit der Aufschrift "Verkauft".
Es blieb mir also nur noch, Mister Meyers andere Interessenten vorzugaukeln, und schon war das Scheckbuch gezückt. Nennen Sie das meinetwegen Gebrauchtwagenhändler- Geschäftsgebaren, aber Sie wissen ja, womit mein Mann sein Geld verdient.
Im übrigen ist Mister Meyers noch nicht einmal betrogen worden, denn er hat die Bilder durchaus im Rahmen ihres Werts, wenn auch an der oberen Grenze, erstanden. Wenn Monsieur St.Claire sich hingestellt hätte und gesagt hätte "ich muß aber verkaufen" , hätte er mit Sicherheit nicht denselben Preis erzielt."
Der Kommissar war verblüfft. Eine solch ausgebuffte Strategie hätte er hinter der eher bieder wirkenden Aufmachung der Galerie nicht vermutet. Er zeigte auf den linken Monitor, auf dem der mürrisch wirkende Nordafrikaner zu sehen war, wie er einige Kisten zusammenschob.
"Aber immer scheint diese Strategie nicht zu funktionieren?"
Marie-Thérèse le Breton zuckte die Schultern. " Ach ja, Ali, er war ein rechter Flop. Aber daran ist er selbst schuld. Der Junge ist gut und er ließe sich verkaufen, wenn er sich nicht für ein begnadetes Genie halten und ein ausgemachter Trottel sein würde. Lieber hungert er, als sich nach seinen Vorstellungen unter Wert zu verkaufen. Er hat drauf bestanden, seine Preisgestaltung selbst vorzunehmen, mit dem Erfolg, daß nicht einmal seine Kosten gedeckt sind. Ich denke, er wird noch viel Lehrgeld bezahlen müssen."
Berteau wechselte das Thema. "Madame, ich weiß von Ihrem Gemahl, daß Sie demnächst einen gewissen Kasurintin le Breton ausstellen werden. Ich habe den Verdacht, daß sich hinter diesem Namen ein alter Bekannter von mir verbirgt. Würden Sie mir bitte sagen, wo ich ihn erreichen kann, ich möchte mich gerne mit ihm unterhalten."
Die Frau erschrak bei der Nennung des Namens sichtlich. Sie preßte die Lippen aufeinander und schwieg. Berteau beschloß das Verfahren abzukürzen. "Kommen Sie, Madame, Sie können sich doch sicher vorstellen, daß ich seinen Aufenthaltsort auch anders herausfinde. Ich versichere Ihnen, daß amtlicherseits derzeit nichts gegen Ihren Freund vorliegt, und daß ich mich auch nur vergewissern möchte, daß das so lange so bleibt, wie ich an diesem Fall beschäftigt bin. Er ist schließlich kein Dieb, und ich kann mir nicht vorstellen, daß er in diese Geschichte irgendwie verwickelt ist. Solange der Gute unter seinem Namen malt und ausstellt, ist mir das völlig schnuppe. Ich will mich wirklich nur mit ihm unterhalten."
Madame zögerte lange, dann beschrieb sie doch den Weg zu des Wilden Hütte. Sie beschloß aber, le Sauvage umgehend zu warnen
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